Hausärztinnen und Hausärzte als Mittelpunkt der Primärversorgung
Wer Hausarztpraxen stärkt, stärkt eine qualitativ hochwertige Primärversorgung und fördert das Hausarzt-Patienten-Verhältnis. Mittlerweile gibt es in Deutschland rund 80 Facharztrichtungen – eine Folge jahrelanger Fragmentierung der medizinischen Versorgung. Diese Entwicklung führt dazu, dass die Verantwortung der Primärversorgung auf immer mehr Schultern verteilt wird. Urhausärztliche Kompetenzen lösen sich aus der Hausarztpraxis heraus und verteilen sich auf verschiedene Facharztgruppen.
Im Zuge dessen wird auch diskutiert, inwiefern eine Fachärztin oder ein Facharzt für die Geriatrie sinnvoll ist. Schließlich sind Hausärztinnen und Hausärzte oftmals die zentrale Ansprechperson älterer Patientinnen und Patienten: Sie kennen diese meist seit Jahren. Sie haben den Verlauf ihres Alterungsprozesses im Blick und sorgen dafür, dass die Patientinnen und Patienten möglichst lange zu Hause betreut werden können – unter anderem durch Hausbesuche.
Was ist Geriatrie? Die geriatrische Medizin, auch Altersmedizin oder Altersheilkunde genannt, fokussiert sich auf Patientinnen und Patienten, die meist älter als 65 Jahre sind. Jedoch gehört die Mehrzahl der Patientinnen und Patienten, die von geriatrischer Medizin profitiert, der Altersgruppe der über 80-Jährigen an. Die Geriatrie setzt sich mit alterstypischen Erkrankungen sowie Mehrfacherkrankungen auseinander. Sie umfasst sowohl akute, rehabilitative sowie präventive Behandlung und Pflege – auch am Lebensende.
Diese und weitere Gründe sprechen dafür, dass die Hausarztpraxis weiterhin mit ihren Kompetenzen in der Primärversorgung aller Altersgruppen eine zentrale Rolle spielt:
1. Der Mensch im Mittelpunkt in der Hausarztpraxis
Die Allgemeinmedizin verfolgt einen umfassenden Behandlungsansatz und betrachtet den Menschen in seiner Gesamtheit. Hausärztinnen und Hausärzte sind breit ausgebildet und behandeln ihre Patientinnen und Patienten im Bestfall ein Leben lang – teilweise sogar ganze Generationen einer Familie. Somit kennen sie nicht nur die jeweilige Patientenakte, sondern im Gegensatz zu vielen Fachärztinnen und Fachärzten auch die dahinterstehende Entwicklung des Menschen. Die Patientinnen und Patienten vertrauen auf die Kompetenzen ihrer Hausärztin oder ihres Hausarztes. Besonders, weil diese oder dieser die individuelle Krankheitsgeschichte samt persönlicher Bedenken kennt. Im Idealfall herrscht ein tiefes Vertrauen, das sich über Jahre aufgebaut hat.
2. Eine bessere und strukturierte Primärversorgung
Die Hausarztpraxis sorgt als erste Anlaufstelle für Patientinnen und Patienten für eine strukturiertere Versorgung. Denn Hausärztinnen und Hausärzte sind Generalistinnen und Generalisten. Sie übernehmen die Funktion der Koordination – bei Bedarf verweisen sie an jeweilige Fachärztinnen oder Fachärzte und vermeiden so überflüssige Mehrfachuntersuchungen.
3. Ideale Versorgung in der Hausarztpraxis durch regelmäßige Fortbildungen
Allgemeinmedizinerinnen und Allgemeinmediziner bereiten sich zum einen während ihrer fachärztlichen Weiterbildung darauf vor, den Hausarztberuf auszuüben. Zum anderen bilden sie sich regelmäßig fort, um hausarztspezifische Kompetenzen auszubauen und die Hausarztpraxis als zentralen Ort medizinischer Versorgung zu stärken. Darüber hinaus nimmt auch das Praxisteam regelmäßig an Fortbildungen teil, um die Hausärztin oder den Hausarzt im Berufsalltag zu entlasten.
Alles auf einen Blick: Darum HZV in der Hausarztpraxis
Die Hausarztzentrierte Versorgung (HZV), auch Hausarztprogramm genannt, rückt Hausärztinnen und Hausärzte als erste Anlaufstelle bei gesundheitlichen Fragen in den Mittelpunkt. Dieser Ansatz hilft, trotz eines immer komplexer werdenden Gesundheitssystems die Prozesse der medizinischen Versorgung zu vereinfachen und die Hausarzt-Patienten-Beziehung durch direkte Betreuung zu verbessern:
- Hausärztinnen und Hausärzte sind dafür ausgebildet, ihre Patientinnen und Patienten aus ganz unterschiedlichen Bereichen zu behandeln.
- Bei Bedarf übernehmen sie die Koordination mit Fachärztinnen und Fachärzten, Krankenhäusern oder weiteren Heilberufen. Dies kann für den Patienten oder die Patientin bedeuten, schneller einen Termin bei einem Facharzt oder Fachärztin bekommen zu können.
- Im Rahmen der HZV wird das Praxispersonal zusätzlich geschult – beispielsweise durch die speziell für die Hausarztpraxis entwickelte VERAH Fortbildung, die zur besseren Versorgung von Patientinnen und Patienten beiträgt.
- Zusätzlich müssen Hausärztinnen und Hausärzte beispielsweise bestimmte Geräte in ihren Praxen vorhalten oder an besonderen Fortbildungen teilnehmen, um an der HZV teilnehmen zu können. Das gewährleistet eine besonders hohe Qualität in der Versorgung.
- Außerdem erhalten Hausärztinnen und Hausärzte im Rahmen der HZV eine fairere Vergütung und haben weniger bürokratischen Aufwand. So bleibt mehr Zeit für Patientinnen und Patienten.
Bildnachweis: © AdobeStock: StockPhotoPro